Skip to main content
cduko header mobil

„CDU im Dialog“ zum Felsrutsch in Kestert und Bahnlärm im Mittelrheintal

Lösungsvorschläge parat:

Zukunft am Rhein muss nicht laut und gefährlich sein

Rhein-Lahn. Der schwerste Felssturz seit Jahrzehnten im Mittelrheintal und der Bahnlärm bewegten die Menschen, die auf Einladung der CDU-Kreistagsfraktion Rhein-Lahn an der aktuellen Veranstaltung „CDU im Dialog“ zu genau diesem Thema teilnahmen

Der CDU Kreis- und Fraktionsvorsitzende Matthias Lammert (MdL) und seine Stellvertreter Günter Groß und Jens Güllering begrüßten die Gäste der Videokonferenz, an der als Referenten auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Oster und der Vorsitzende der Bürgerinitiative gegen Bahnlärm Willi Pusch teilnahmen.

editor preload 856 95812

An dem Gespräch über die Folgen des Felssturzes, der Mitte März in Kestert niedergegangen war, beteiligten sich außerdem der Ortsbürgermeister von Kestert Uwe Schwarz und sein Beigeordneter Frank Buchenroth.


Josef Oster wies darauf hin, dass er als Abgeordneter des Wahlkreises Koblenz das Thema „Bahn“ immer auf der Agenda habe: „Es ist auch in der rund 100 Personen starken parteiübergreifenden Parlamentariergruppe, zu der ich gehöre, stets präsent.“ Aber auch unabhängig vom aktuellen Unglück würden die Themen Lärm, Sicherheit, Sauberkeit und Attraktivität im Zusammenhang mit der Bahn immer wieder diskutiert. Josef Oster betonte, dass das Mittelrheintal beim aktuellen Erdrutsch „nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrappt ist“, weil in diesem Moment kein Zug an der Unglücksstelle vorbeigefahren sei - auch auf der Bundesstraße sei zum Glück nichts passiert.



Der unmittelbar nach dem Unglück gestartete massive Einsatz, der rund um die Uhr stattgefunden habe, zeige, wie wichtig die Strecke für die Bahn sei. Mit dem zuständigen DB-Konzernbevollmächtigten ist Josef Oster in ständigem Kontakt, um sich immer über die aktuelle Situation und Fortschritte informieren zu lassen. „Dass die DB kein einfacher Vertragspartner ist, hat sich nicht erst beim Bahnunglück in Lahnstein gezeigt: Die Bahn achtet darauf, ihre Interessen durchzusetzen, Strecken wieder schnell befahrbar zu machen und alles andere auf die lange Bank zu schieben“, fand MdB Josef Oster klare Worte.

Willi Pusch – bekannter „Kämpfer“ gegen den Bahnlärm - unterstrich, dass seine BI nicht „gegen die Bahn“ sei, aber dafür, leisere vorhandene Technik einzusetzen: Die Lärmschutzwände brächten als 2-Meter-Mauer 10-12 Dezibel Lärmreduzierung, während weitere Maßnahmen keine großen Effekte erzielen. Funktionieren würden aber die „Flüsterbremsen“, was auch Ortsbürgermeister Uwe Schwarz bestätigte. Allerdings könne ein lauter, alter Waggon diesen Effekt für den gesamten Zug zerstören. Der Kesterter Ortsbürgermeister wies darauf hin, dass eine reduzierte Geschwindigkeit auf 60 km/h eine sehr gute Möglichkeit sei, Lärm und Gefahren zu minimieren: Wegen der Unfallstelle darf momentan nicht schneller gefahren werden, was die Rheinanlieger als wohltuend erfahren.

Willi Pusch erklärte, dass die Bahnstrecke, die vor 170 Jahren gebaut wurde, nicht mehr heutigen Anforderungen entspricht. In den letzten 10 Jahren gab es 7 Hangrutsche - der in Kestert war der Heftigste. „Ich habe die Bahn gefragt, warum in Kestert keine Fangzäune vorhanden sind“, so Pusch. Diese seien an Rhein und Mosel weit verbreitet und geeignet, einzelne größere Felsen aufzufangen. An besonders gefährdeten Stellen gebe es mehrere Reihen von Fangzäunen.

Noch schlimmer als die Vibrationen einzelner Züge sind laut dem Vorsitzenden der BI gegen den Bahnlärm die extrem langen Züge mit 600 Metern Länge, die mehr als 90 Sekunden brauchen, um an einem Haus vorbeizufahren. „In dieser Zeit senkt sich das Gleisbett, um sich dann wieder zu heben – mit negativen Folgen auf die gesamte Umgebung“, so Pusch.

Aber auch Wasser nannte er als Auslöser für Probleme: Das Gebirge besteht dort aus Ton-Schiefer, also großen und kleinen Schieferplatten, in deren Zwischenräumen sich Wasser ansammelt. Im Laufe von Jahrzehnten bis Jahrtausenden weiche das Gestein an diesen Stellen immer mehr auf. „Frost beschleunigt den Prozess und irgendwann kann das weiche Schiefergestein das Gewicht nicht mehr tragen und es kommt zu Felsrutschen.“ Da die Verbandsgemeinden für Wasserläufe 3. Ordnung zuständig sind, müssten sie sich überlegen, wie sie ihre Bachläufe künftig säubern, um weitere Hangrutsche bei Starkregenereignissen zu vermeiden, die durch die Klimaveränderung zunehmen.

Aufregung gibt es in Kestert momentan auch wegen des sechs Meter hohen Schutzwalls, den die Bahn vor dem abgerutschten Felshang an den Gleisen aufgeschüttet hat. Ortsbürgermeister Uwe Schwarz stellte klar: „Die Ortsgemeinde will verhindern, dass der Wall bestehen bleibt, weil auch private Grundstücke nicht mehr befahrbar sind. Lediglich ein schmaler Fußweg lässt die Eigentümer an ihre Grundstücke kommen.“ Josef Oster versprach, sich dafür einzusetzen, dass die Bahn dafür sorgt, dass private Grundstücke wieder erreichbar sind.

Bei Unfällen, die die Bahn betrifft, sei es am besten, von ihr erst einen Vertrag unterschreiben zu lassen, dass der Zustand von vor dem Unglück herzustellen ist. Erst dann könne man Arbeitstrupps an die Baustelle lassen, so das bittere Fazit einiger Beteiligter.

Günter Groß, der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion dankte den Referenten für ihre informativen Einblicke und für das Engagement nach dem Unglück. Groß stellte fest: „Für alle Beteiligten – auch im Hinblick auf den Klimawandel – ist es nötig, Güter per Bahn zu transportieren und Straßen zu entlasten. Aber Lärmstandards müssen eingehalten werden und entstandene Schäden beseitigt werden. Und zwar möglichst schnell und nicht erst nach Jahren.“

---------------------------------------------------------------------

Infokasten/Auslagerung:

Seit einigen Jahren bietet die CDU-Kreistagsfraktion Rhein-Lahn mit ihrer Veranstaltungsreihe „CDU im Dialog“ eine Plattform, um regelmäßig mit Bürgern und Vertretern verschiedener Institutionen ins Gespräch zu kommen. Monatlich wird – reihum in den Verbandsgemeinden und der Stadt Lahnstein – dazu ein Thema aufgegriffen. Seit Beginn der Corona-Krise bieten die Christdemokraten das Format auch als Videositzung an.

Die nächste „CDU im Dialog“-Veranstaltung findet am 14. Juni statt - ob in Präsenz oder als Videositzung hängt vom Infektionsgeschehen ab. Eine Einladung erfolgt rechtzeitig und auch die Einwahldaten werden frühzeitig bekanntgegeben.

Bildunterschrift: Digital statt analog. Auch die 74. „CDU im Dialog“-Veranstaltung beschäftigte sich digital mit einem aktuellen Thema – diesmal aus der VG Loreley. Bild: CDU Rhein-Lahn